Inkasso - von der Forderung zum Geld
Halten Sie gerade den Kredit- und Inkassoprozess in einem
schriftlichen Regelwerk fest, das schützt vor unliebsamen Überaschungen.
Effiziente Handhabung der Forderungen sichert die Kontinuität im Darlehens- und Vereinnahmungsprozess – und damit den sicheren
Fortbestand der Unternehmung. Grundvoraussetzung hierzu ist das Erstellen und die Einführung eines Kredit- und Vereinnahmungsregelwerks.
Richtig gestaltet und gelebt, bildet diese Richtlinie eine zentrale Liquiditätsstütze in jedem Unternehmen.
Nach all den Firmenausfällen, ja zu sagen, Konzernzusammenbrüchen, wovon es diese in den vergangenen 5 – 7 Jahren in nahezu allen
Branchen vermehrt gab und es wohl auch in Zukunft geben wird, wurde bei den nicht direkt betroffenen Lieferanten meistens keine Lehre aus
diesem ständig präsenten Risiko gezogen.
Umfrageergebnisse einer führenden Wirtschaftsberatung brachten hervor, dass nahezu die Hälfte aller befragten
Unternehmen keine formal geschriebene Richtlinie haben, die das Verwalten und Vereinnahmen von Forderungen
regelt, die andere Hälfte eine solche Richtlinie haben, diese aber nicht umsetzen, über die Hälfte keine Zielvorgaben
machen und bei den restlichen diese Ziele nicht verfolgt oder umgesetzt werden. Dass die jeweils rund 50%, die so
leichtsinnig mit Ihrem Geld umgehen nicht schon bedeutendere Schäden erlitten haben, kann wohl nur Glück als Grund
haben.
Strategie
Eine gut durchdachte Strategie ist die Basis einer funktionierenden Richtlinie für das Verwalten und die Vereinnahmung von Forderungen. Sie
sollte den Langzeitfokus ausdrücken und den Sinn- und Zweck der Debitorenabteilung / Stelle umschreiben.
Die Strategie sollte ebenfalls die Philosophie verdeutlichen, unter der die Debitorenabteilung Ihre Aufgabe zu erfüllen hat, indem ein
grundsätzlicher Verhaltenskodex für den Umgang mit Forderungen definiert wird. Diese Philosophie steht selbstverständlich im Einklang mit der
grundsätzlichen Unternehmensphilosophie und sollte diese auch deutlich zum Ausdruck bringen.
Vorgaben
Im Rahmen des Budgetprozesses sollten immer die Ziele für das kommende Jahr durchdacht und erneuert werden. Diese Ziele sind im Einklang
mit der gegenwärtigen und erwartetenden generellen Marktsituation sowie der Unternehmensstrategie. Bekannte Ziele sind das
Debitorenzahlungsziel (DSO), ein Effektivitätsindex, Debitorenausstandsanalyse und Forderungsausfallanteil am Umsatz.
Tipp: lesen Sie hierzu auch diesen Beitrag
Analyse, Reporting
Um die Vorgaben wirkungsvoll umzusetzen und unter Umständen anzupassen braucht es Ziele,
die diese Vorgaben erreichen sollen. Diese Ziele müssen kontinuierlich bewertet und aufgezeigt
werden. Um zu sehen ob Ihr Unternehmen dem Branchenschnitt entspricht, können Sie auf
Daten von Research-Unternehmen, wie z.B. Dun & Bradstreet zurückgreifen.
Ziele und Auswertungen von IST-Ergebnissen im Verhältnis zu den Zielen sollten mindestens einmal pro Quartal an ein übergeordnetes Komitee
gemeldet werden. Ein effektiver Weg diese Daten zu präsentieren ist eine grafische Analyse. Dies könnte z.B. durch eine Segmentierung des
Forderungsportfolios nach Ausständen, Geschäftsfeld oder geografischer Region sein, die dann mit den im vorherigen Kapital genannten
Vorgaben ausgewertet werden. Auf diese Weise können die einzelnen Bereiche auf einfache und überschaubare Weise miteinander verglichen
werden, da das Datenmaterial für sich in Zahlen ausgedrückt oftmals Abweichungen nicht deutlich genug aufzeigen kann.
Jede Auswertung sollte auch eine Bewertung zur Folge haben mit entsprechenden Massnahmen.
Verantwortlichkeiten
Die oben erwähnte Richtlinie über das Forderungsmanagement muss auch eine klare Prozessbeschreibung und Zuordnung der
Verantwortlichkeiten haben. Dies, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden und die Produktivität sowie Qualität zu steigern. Jeder einzelne
Arbeitsschritt muss beschrieben werden. Das gewährleistet auch, dass bei einem Wechsel des Stelleninhabers der grösste Teil des Know-Hows
nicht verloren geht. Im Grossen und Ganzen sind Forderungs- resp. Kreditabteilungen, je nach Grösse des Unternehmens, mit einem
Unternehmens-Credit Manager, einem regionalen Credit Manager, einem Forderungspezialisten, einen Credit-Analysten, einem Abklärer /
Trouble-Shooter und einem Sachbearbeiter ausgestattet.
Der Kreditprozess
Ein kritischer Pfad ist das Festlegen von individuellen Kreditlimiten, die jeder einzelne Kunde haben sollte. Dieser Prozess muss bis in das
letzte Detail genau umschrieben sein. Passieren hier Fehler, kann das gravierende Folgen für das gesamte Unternehmen haben. Sehr gute
Erfahrungen wurden mit einem Kreditlimitenprozess gemacht, wie er auf unserer Seite Kreditrisiko beschrieben ist.
Im Laufe der Zeit ändert sich die Bonität Ihrer Kunden. Eine periodische Überprüfung ist somit notwendig, um allfällige Änderungen, positiv wie
negativ, entsprechend zu berücksichtigen. Auch dies muss in der Richtlinie verankert werden. Ein höheres Risiko muss zur Straffung des
Forderungsportfolios führen, ansonsten das Gesamtrisiko sich erhöht, ohne den korrespondierenden fairen Ertrag. Als fairen Ertrag bezeichnen
wir denjenigen Betrag, der mit dem in der Risikostrategie definierten Risikolevel erreicht werden kann.
Der Einnahmenprozess
Der älteste, resp. eingespielteste Teil des Forderungs-, d.h. Kreditportfolios benötigt eine genau definierte Vorgehensweise, die die Vorgaben
und Ziele der Debitorenabteilung genau so erfüllt, wie die neu hinzugekommenen Teile. Unmissverständliche definierte Prozessabläufe von
wichtigen Einnahmprozessen (z.B. ab wann wird gemahnt, betrieben oder gepfändet, wie oft werden die Eingänge kontrolliert etc.) sichern die
Kontinuität und Zuverlässigkeit der Debitorenabteilung und die Einhaltung der vorgebenen Ziele. Dieser Abschnitt in der Richtlinie sollte
Angaben über Kunden enthalten in Form von „ab wann wird der Kunde kontaktiert, wie wird er kontaktiert, ab wann wird eine Kreditsperre (sehr
heikel) ausgesprochen, wer ist verantwortlich um Verhandlungen mit dem Kunden abzuhalten, ob und in welcher Höhe Forderungen weiter
verkauft werden und ab wann die Forderung abgeschrieben wird.
Einflussnahme auf den Verkaufsprozess
In die Kundenverträge sollte unbedingt die vorher bestimmten Ergebnisse seiner Kreditwürdigkeit mit einfliessen. Das heisst, ein Kreditlimit
muss gesetzt werden, das mit dem Verkaufspersonal abgestimmt werden muss. Ein wichtiger Punkt hierbei ist das Zahlungsziel und
entsprechende Konsequenzen, wenn dieses Ziel nicht eingehalten wird, z.B. Mahnspesen, Sollzinsen bis hin zur Sperrung des Kontos, was eine
Vorauszahlung des Kunden zur Folge hat.
Diese zuerst internen Verhandlungen bedingen gutes Teamwork, aufeinander zugehen im Rahmen der verabschiedeten Strategien und
nötigenfalls Einflussnahme durch die Geschäftsleitung.
Schlussfolgerung
Eine Kredit- und Forderungsrichtlinie bewirkt und fördert ein strukturies Umfeld in Ihrem Unternehmen, das Einfluss auf Ihre wohl für das
unmittelbare Überleben wichtigste Vermögensteile, Ihre Forderungen hat. Eine solche Richtlinie lebt und ändert sich im Rahmen der
Unternehmensstrategie. Sie ist das Werkzeug, mit dem die Solvenz Ihres Unternehmens sicher gestellt wird und ist somit das Regelwerk, das
jederzeit genügend Liquidität zur Verfügung stellt. Das heisst, es ist verantwortlich für die Luft, die geatmet wird, während der Gewinn das
Essen ist. Beides ist für ein gesundes und nachhaltiges Leben unabdingbar, doch ohne Atemluft ist nach rund 1 Minute kein Überleben mehr
möglich, ohne Essen nach rund 2 Wochen.
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, wir zeigen Ihnen gerne, was für Ihr Unternehmen möglich ist!